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Revitalisierung von Leerstand als Schlüssel für weiteres Wachstum

Gastbeitrag: Business Upper Austria
Dr. Tanja Spennlingwimmer, MA LLM MBA, Leitung Investoren- und Standortmanagement,
Lennart Winzer M.A., Projektmanager

Die Regelungen rund um die EU-Taxonomie halten die Immobilien- und Bauwirtschaft in Atem. Diese tangiert auch unsere Dienstleistungen und Themen als Standortagentur des wichtigsten Industrie- und Produktionsbundeslandes. Oberösterreich liegt im Zentrum des österreichischen und europäischen Warenverkehrs. Durch die hohe Exportquote kommt der Logistik in Oberösterreich zusätzlich eine große Bedeutung zu. Das Logistikaufkommen steigt in allen Bereichen weiterhin an. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen und klimaschutzbedingten Anforderungen bei der Ansiedlung von (Logistik)unternehmen. Wir wollen eine Weiterentwicklung unseres Landes ermöglichen, aber zugleich unsere Bodenressourcen schützen. Daher setzen wir als Wirtschafts-Bundesland Nr. 1 auf Betriebsansiedlungen und -erweiterungen, denn sie schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Bevor dazu jedoch Flächen neu gewidmet werden, sollen vorhandene leerstehende Gebäude und brachliegende Flächen genutzt werden, um so den Bodenverbrauch zu verringern.

Nachhaltige Standortentwicklung in Oberösterreich

Flächeninanspruchnahme und Zersiedelung gehören zu den drängendsten Problemen der Gegenwart. Für den Flächenschutz in Oberösterreich setzt das Land mit der neuen OÖ. Raumordnungsstrategie und dem neuen OÖ. Raumordnungsgesetz Impulse zur Orts- und Stadtkernbelebung und zur Revitalisierung von Leerstand und Brachflächen. In der Raumordnungsstrategie #upperREGION2030 haben wir festgelegt, die Entwicklung nach innen anstatt nach außen durch die Aktivierung von Baulandreserven, Leerständen und Brachflächen zu fördern.

Um jedoch Leerstände und Brachen aktivieren zu können, müssen diese zunächst identifiziert werden. Die Industrie- und Gewerbebrachenerhebung 2021, die gemeinsam mit der FH Oberösterreich durchgeführt wurde, verschafft einen nahezu flächendeckenden Überblick, da mehr als 95 % aller Gemeinden in Oberösterreich an der Befragung teilgenommen haben. Gesucht wurden Immobilien, die seit mindestens drei Jahren leer stehen oder bei denen zum Zeitpunkt der Befragung nur maximal ein Drittel ihrer Objektnutzfläche gewerblich genutzt wurde. Insgesamt haben 120 Gemeinden eine Brache gemeldet, 296 Gemeinden verfügen gemäß der Definition über keine Brachen. 22 Gemeinden haben an der Befragung nicht teilgenommen.

Identifiziert wurden somit 277 Brachen mit insgesamt 110,60 Hektar, über die durch den Datenverschnitt im DORIS wichtige standortspezifische Eigenschaften über das Areal vorhanden sind. So konnten beispielsweise die Grundstücksgrößen erfasst werden, die Aufschluss über die Größenverteilung der Brachen geben. Es hat sich gezeigt, dass 80 % der Brachen über eine Grundstücksgröße von unter 10.000 m² verfügen und grundsätzlich kaum großflächige Areale brach liegen. Zur Revitalisierung der Brachen gaben 49 % der Gemeinden mit Brachenmeldung an, dass sie Unterstützungsbedarf sehen. Vor allem die Ideenfindung zur Revitalisierung stellt viele Gemeinden vor Herausforderungen. Aber auch die Abklärung von Fragen zu Konzeptentwicklungen, Investorenmodellen und Prozessbegleitungen sind aktuelle Bedarfe von den Gemeinden. Einige Successstories von Brachenrevitalisierungen gibt es bereits, bei denen die angesprochenen Herausforderungen erfolgreich gemeistert wurden.

Größenverteilung Brachen
Größenverteilung Brachen

Best Practice Beispiele aus Oberösterreich: BIM & Revitalisierung von Leerständen und Nachhaltigkeit

Es gibt schon zahlreiche positive Beispiele und Leuchtturmprojekte, wie etwa die aktive Leerstandsbelebung der Papierfabrik Steyrermühl. Bei diesem Projekt wurde versucht, den Bodenverbrauch mittels eines Digitalen Zwillings einzudämmen. Da die Aufbereitung einer Industrie- oder Gewerbebrache für ein Nachfolgeprojekt äußerst komplex ist, unterstützt das Land OÖ nun Eigentümer und Investoren mit einer neuen finanziellen Förderung. Ziel ist die exakte digitale Bestandsaufnahme von Gebäuden mittels Laserscan und die Erstellung eines sogenannten Digitalen Objektzwillings. Als Pilotprojekt dient der südliche Teil des Areals der Papierfabrik Steyrermühl, der teils leer steht und teils vermietet ist.

Ein anderes positives Beispiel findet sich im Innviertel. 20 Jahre lang stand ein stillgelegtes Milchtrocknungswerk in Taufkirchen an der Pram leer. 2018 wurde es von der KSimmo GmbH aus Sigharting erworben, die seither das Objekt saniert und das Areal unter dem Namen „Gewerbepark Pramtal“ vermarktet. Das Erscheinungsbild des Milchtrocknungswerkes wurde im Großen und Ganzen belassen. Das Grundstück mit einer Fläche von 1,3 Hektar und ca. 8.000 m² vermietbarer Fläche ist zu fast 90 % vermietet. 20 Firmen aus unterschiedlichen Branchen sind derzeit dort ansässig. 19 dieser Firmen haben sich in Taufkirchen neu angesiedelt und schaffen rund 80 Arbeitsplätze in der Region. Auch ökologisch ist ein neues Zeitalter angebrochen: Die alte Heizung wurde fachgerecht entsorgt und das Gebäude mit einer topmodernen Biomasseheizung ausgestattet. Als Heizmaterial wird zu 90 % das Abfallmaterial der Tischlerei Kieslinger in Sigharting verwendet.

© Georg Strobl

Oberösterreichs erstes Brettsperrholzwerk errichten drei erfahrene Unternehmer mit einem gemeinsamen Start-up im Wirtschaftspark Arbing. Die Fa. LOC-Holz – das sind Rudolf Ortner, Josef Lauss und Jan Walter Cappelen – investiert 47 Millionen Euro in eine hochmoderne Produktion und schafft damit im ersten Schritt 70, mittelfristig sogar 100 neue Arbeitsplätze. Das Produktionswerk wird in ökologischer Bauweise errichtet – vom Sonnenstrom über Biomasse bis zum Elektrostapler.

Ansicht NW (C) LOC Holz

Das Handbuch zur nachhaltigen Standortentwicklung von Business Upper Austria zeigt viele weitere Möglichkeiten auf, stellt Best-Practice Beispiele vor und bietet einen Überblick über aktuelle Förderungen auf Landes- und Bundesebene. Bei Interesse an dem Handbuch schreiben Sie gerne an lennart.winzer@biz-up.at.
Die oberösterreichische Standortagentur Business Upper Austria bietet ein breites Beratungsangebot zum Thema nachhaltige Standortentwicklung an und gibt dieses Wissen über Veranstaltungen und Erfahrungsaustauschrunden weiter. Als Standortagentur des Landes Oberösterreich sind sie darüber hinaus Innovationsmotor und erster Ansprechpartner für Unternehmen aus dem In- und Ausland, denen sie für ihre Investitions- und Innovationsvorhaben maßgeschneiderte Lösungen anbieten.
In individuellen Sprechstunden wird außerdem zu Themen wie Schutzrechte und Patente, Standortansiedlung und -erweiterung sowie New Work und Fachkräftesicherung informiert.

Zum Thema Flächeninanspruchnahme und Bodenverbrauch, lesen Sie auch „Baustopp für das Klima?

Theresa Götz

Autor

Nach 6 Jahren im Ausland zog es Theresa Götz wieder in die Heimat und zur ÖGNI, die sie seit 2020 in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.