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Baustopp für das Klima?

Baustopp für das Klima

Es gilt neben den verschiedensten Herausforderungen die uns nun beschäftigen, die Treibhausgase zu senken.
Täglich können wir die Auswirkungen des Klimawandels spüren. Wir alle wissen, dass die Baubranche viel Einfluss auf unsere Zukunft hat. Ist ein Baustopp für das Klima notwendig?

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit M.O.O.CON entstanden.

Um eine deutliche Reduktion unserer CO2-Emissionen zu erreichen und damit das Einhalten des 2-Grad-Limits zu ermöglichen, sollten wir keine Gebäude mehr bauen. Ist ein drastischer Baustopp für das Klima die Lösung?

Die gebaute und genutzte Fläche ist einer der wichtigsten Hebel in Bezug auf die Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks. Wenn Unternehmen diesen Hebel in Bewegung setzen, wird nicht nur für die Errichtung der Gebäude weniger Ressourcen und damit weniger graue Energie eingesetzt, sondern auch für den laufenden Gebäudebetrieb. Damit könnten auch versiegelte Flächen reduziert werden, die wiederum zur Verfügung stehen würden, um CO2 zu binden.

Steigender Flächenverbrauch versiegelt unsere Umwelt
Mit steigendem Durchschnittseinkommen steigt auch der Flächenverbrauch pro Kopf. Der Anteil für Neubauten steigt jährlich weiter an (2010: 22 Prozent; 2018: 32 Prozent).
Auch im Bürobereich wird oft eine höhere Position im Unternehmen mit einer größeren Fläche „belohnt“.
Täglich werden in Österreich im Durchschnitt ca. 20 Fußballfelder Grünfläche verbaut. Wir sind uns alle einig, das ist viel zu viel.

Bauen? Ja, aber nur so viel wie wir wirklich brauchen
Die Frage ist nur, wie viel brauchen wir wirklich?
Um hier eine vernünftige Strategie zu entwickeln, wäre es nötig, die Daten dafür zu sammeln. Hier hapert es, denn es gibt keinen Überblick über Leerstand, nicht genutzte, bereits versiegelte Fläche oder überbaubare Gebäudekomplexe. Hier ist die Verwaltung gefordert, vernünftige Regeln zu schaffen, damit diese Daten besorgt werden können.
In Zeiten niedriger Zinsen gibt es für Eigentümer von leerstehenden Objekten wenig Druck zu verkaufen oder neue Projekte zu unterstützen. Auch hier braucht es die Politik, die mit Anreizen oder Strafen dafür sorgen kann, dass der Leerstand in Österreich verringert werden kann.

Viel Fläche, die oftmals leer steht
Wir können als einzelne Person dieses Mehr an Fläche nicht gleichzeitig nutzen. Das heißt, es entsteht Leerstand. Wir verbringen ca. 50 Prozent unserer Zeit in unseren Wohnräumen (zumeist schlafend). Betrachten wir die Auslastung unserer Büros während durchschnittlich 220 Arbeitstagen mit einer 40 Stunden-Woche, sinkt diese auf 15-20 Prozent. Somit bauen wir Bürogebäude, die zu 80-85 Prozent leer stehen!
Auch im Bereich Wohnen wird vieles nicht genutzt und steht leer. Wie viel genau, das weiß man nicht so genau.

Flächenverbrauch reduzieren – aber wie?
Es gibt mehrere Ansätze, um den Flächenverbrauch in Österreich zu minimieren. Eine Lösung ist, bereits verbaute Fläche, die nicht mehr genutzt wird oder leerstehende Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen.
Auch die Überbauung niedriger Gewerbeobjekte ist es wert, analysiert zu werden.

Gebäude neu denken.
Gebäude im Jahr 2050 werden andere sein.
Gebäude müssen 2050 mit „Nearly Zero“ CO2 betrieben werden. Und richtigerweise müssten sie für die Baustofferzeugung verbrauchte graue Energie auch zurückspielen.
„Nearly Zero“ heute nicht mitzudenken, bedeutet heute bereits absehbare Sanierungskosten bewusst in Kauf zu nehmen.

Wie geht es weiter?
Unsere Arbeitswelt ist im Wandel und Unternehmensgrenzen werden fluider.
Das Büro wird ein Ort der Identitätsbildung und des Zusammenkommens und verändert unseren Anspruch auf Fläche.
Das Büro 2050 geht in Richtung multifunktionale Raumnutzungen und Öffnung der eigenen Flächen für andere NutzerInnen. Hierzu lesen Sie auch unser Positionspapier zu Arbeiten & Wohnen.

Einen Baustopp für das Klima halten wir für sehr unwahrscheinlich, dennoch wird sich vieles ändern müssen und der Bau- und Immobiliensektor hat Aufholbedarf. Wenn also überhaupt neu gebaut wird, dann darf es künftig nur noch kleiner und in höheren Qualitäten passieren.

 

Theresa Götz

Autor

Nach 6 Jahren im Ausland zog es Theresa Götz wieder in die Heimat und zur ÖGNI, die sie seit 2020 in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.